Geschichte des WRV-Austria

Gründung: Am 30. September 1900 gründeten 9 Mitglieder des Schwimmklubs Austria eine Rudersektion, erwarben einen Vierer mit Steuermann, welcher im Bootshaus des Fischerwirts untergebracht wurde (heute Restaurant zur alten Kaisermühle, an der unteren alte Donau). Im Winter 1901 wurde im Dianabad das Bassin-Rudern begonnen. Eine Rudermaschine ermöglichte die Ausbildung der Mitglieder. 1904 beschloß der Österreichische Ruderverband, keine neuen Sektionen mehr zuzulassen, sodass am 15. März 1904 der WRV Austria aus der Taufe gehoben wurde. 

Laut Statuten entstand damit der erste liberale Ruderverein in der Monarchie, offen für alle Teile der Bevölkerung. Im Oktober 1905 übersiedelte man dann in die Kuchelau, in ein neu erbautes einstöckiges Bootshaus. Jetzt begann die Blütezeit des Vereins: Mit ansteigender Mitgliederzahl wurden mehr Boote angeschafft, Regatten besucht und der Verein in der Monarchie als Rennverein anerkannt. Auch nach dem 1.Weltkrieg ging das Vereinsleben rasant weiter. Schon 1921 wurde das Bootshaus vergrössert (dank des Vereinsbankdirektors Kiesler, dem Vater der berühmten Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr-Kiesler). Es galt damals als das größte und bestausgestattete Klubhaus von Wien. 

Dunkle Stunden: Nur zwei Wochen nach dem sogenannten Anschluss von 1938, wurde der Verein enteignet, aufgelöst und das Boothaus von der SS-Sportgemeinschaft Wien und dem reichsdeutschen Verband der Jugendherbergen übernommen. Der Sohn des letzten Bootswartes erzählte: „Im Aufenthaltsraum wurden von einem akad. Maler zwei Allegorien von Rhein und Donau an die Wand gemalt“. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurde die Kuchelau noch zum Kampfgebiet. Das Bootshaus, an welchem sich ein Schild „SS Oberabschnitt Donau“ befand, wurde dabei mit allen Booten von sowjetischen Soldaten abgefackelt. 

Wiederaufbau: Nach 1945 kehrten einige wenige überlebende ehemalige Vereinsmitglieder nach Wien zurück und mit grenzenlosen Optimismus begannen Ing. Fuchs, Bobby Klein, Hermann Schachtitz, Herr Cargnelli und Willy Steidl den Neuanfang. 1947 erfolgte die Neugründung, als Untermieter beim Wr. Paddelsportklub, der als einziger Kuchelauer Verein den Krieg physisch überdauert hatte. 1949 war auch die Austria ein Gründungsmitglied des Dachverbandes ASVÖ. 1950 organisierte der ASVÖ zwei Militärbaracken und 2 alte Boote für uns, sodass der Ruderbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Eine dieser Baracken steht heute noch (die heutige Bootshalle). Für das Wintertraining wurde vom Wiener Regatta Verein (heute der Wiener Ruderverband) im Brünndlbad eine Ruderkiste installiert, welche auch von den Wiener Schulen benutzt werden konnte. 

Von dort suchte Willy Steidl 1953 den Ruder-Nachwuchs für die Austria, Erwin Pelz und Florian Seebohm kamen vom RG 19 Krottenbachstraße. So bildete sich allmählich eine erfolgreiche Jugendmannschaft. 1954 sind auch einige Normannen zur Austria gewechselt. Diese waren das große Vorbild für die Jungen. Ein PIRSCH Rennvierer und ein C-Vierer wurden angeschafft. 

Hedi Lamarr, die weltberühmte Schauspielerin und Erfinderin („Samson und Delilah“ mit Robert Mature) hat 1956 den Verein, in dem sie Ihre Jugend verbrachte, besucht und wir konnten und damals nicht verstehen, weshalb die alten Herren so aufgeregt waren! Es war wieder Leben im Verein. Sonntags gab es Strompartien nach Greifenstein und Wanderfahrten wurden organisiert. 

Erfolge: 

1958 Österr. Juniorenmeister im Doppelzweier: Haslinger, Geiser 

1960 Österr. Juniorenmeister im Riemenvierer: Theimer, Haider, Klapper, Rohrwasser; Steuermann: Bahnmüller 

1968 Österr. Juniorenmeister im Doppelzweier: Koletnik, Biegelmaier 

1971 Österr. Meister im Einer: Koletnik 

Nach 1972 ist ein Grossteil der Mitglieder berufsbedingt ins Ausland übersiedelt und der Verein langsam in einen Dornröschenschlaf gesunken. Einzig Herbert Chwatal und Heini Reichard haben den Verein am Leben erhalten. 

Neuer Aufschwung: Als 1984 Erwin Pelz und Florian Seebohm wieder nach Wien zurückkamen, haben sie mit viel Einsatz die älter gewordenen Ruderer um sich geschart und mit Elan den Verein wiederbelebt. Erwin Pelz hat Sponsoren gesucht, bei der Gemeinde interveniert, neue Boote angeschafft. Sogar einen EMPACHER Achter „Kuchelau“ bekamen wir. Erst 1995 konnte eine der Baracken durch tatkräftige Mithilfe des Sportamtes der Stadt Wien abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, der einen durchgehenden Jahresbetrieb erlaubt. 

1998 wurde dann noch eine Kraftkammer und der Ergoraum angebaut. Dies ermöglichte nun eine gezielte Jugendförderung. Jährliche Jugendregatten konnten wieder organisiert werden. Seit dieser Zeit wurde der Bootspark kontinuierlich erneuert, dank finanzieller Hilfe vom ASVÖ und der Fa. Bilderland. Das Master-Rudern wurde forciert und auch das Rudern auf der Donau gefördert. Jugendliche sind zum Rudern begeistert worden und nun die Zukunft des Vereins. 

2004: Das 100-Jahr Jubiläum des Vereins wurde in alter Frische und Zuversicht groß gefeiert.